Veröffentlicht: 02/11/2013 17:07

Es war am 28. April 2010 als ich Olivier Ameisen in Ravensburg anlässlich einer Autoren-Lesung kennenlernen durfte. Sein Buch „Das Ende meiner Sucht » war zu jener Zeit gerade mal ein paar Monate im Handel, ich hatte es bereits im September 2009 gelesen.

Im Klappentext stand: Als Dr. Olivier Ameisens Leben im Alkohol versinkt, ist er auf dem Höhepunkt einer glänzenden Karriere. Keiner ahnt, dass den renommierten Kardiologen an einer New Yorker Universitätsklinik Versagensängste plagen, die er mit Alkohol betäubt. Wiederholt wacht er aus tiefer Bewusstlosigkeit in der Notaufnahme auf; seine Nieren drohen zu versagen, die epileptischen Anfälle häufen sich. Voll Scham und in Todesangst hört er auf zu praktizieren; ein Kreislauf von Entziehungskuren, Psychotherapien, Treffen mit Selbsthilfegruppen und immer neuen Rückfällen beginnt. Nichts scheint zu helfen. Bis der Arzt eines Tages auf einen wissenschaftlichen Artikel stößt: Baclofen, ein seit Jahrzehnten gebräuchliches, gut verträgliches Mittel gegen Spastiken, zeigt in neuen Studien eine verblüffende Wirkung bei Suchterkrankungen. Ameisen stürzt sich in die Recherche, kontaktiert die Forscher und wagt schließlich einen Selbstversuch, mit immer höheren Dosen. Das Unglaubliche geschieht: In kurzer Zeit ist er vollständig von jedem Verlangen nach Alkohol geheilt.

Begeistert und leidenschaftlich wie er war, litt er unter der Geringschätzung durch Suchtspezialisten, nur wenige wollten diese Therapie anerkennen. Bis am 3. Juni 2013 Professor Didier Sicard (Ehrenpräsident der Ethikkommission Frankreichs) verkündete: „es handelt sich um eine wichtige wissenschaftliche Entdeckung, die weit über Alkoholismus hinausreicht und die weitere Ergebnisse nach sich ziehen wird ». Zugleich kündigte die Agentur für Arzneimittelsicherheit eine temporäre Verschreibungserlaubnis (RTU) für Baclofen an, da seit 2011 zwei Studien (doppelblind RCT) mit insgesamt 640 TN in Arbeit sind, deren Ergebnisse die Zulassung von Baclofen zur Behandlung des Alkoholismus erwarten lassen.

Prof. Olivier Ameisen – ein Nachruf